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Corinna Harfouch ermittelt im «Tatort» aus Berlin

Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Karow (Mark Waschke) als Ermittler in dem «Tatort: Nichts als die Wahrheit». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Pascal Bünning/rbb/dpa)
Mit über 60 noch mal auf die Straße? Als neue «Tatort»-Kommissarin Susanne Bonard zeigt Corinna Harfouch überzeugend, dass das funktioniert. Auch wenn ihr eine Sache schwerfällt.

Vor einigen Jahren hätte Corinna Harfouch es sich nicht vorstellen können, bei einem «Tatort» einzusteigen. «Weil ich dachte, dass das eine zu enge Bindung ist, die zu viel Zeit in Anspruch nimmt», sagt die Schauspielerin der Deutschen Presse-Agentur. Nun ist Harfouch als neue Kommissarin im Berliner «Tatort» dabei.

Als Susanne Bonard ermittelt sie künftig gemeinsam mit Robert Karow (Mark Waschke) in der Hauptstadt. Ihr seit Längerem angekündigtes Debüt gibt sie in der Doppelfolge «Nichts als die Wahrheit», die das Erste am Ostersonntag (9.4.) und Ostermontag (10.4.) jeweils um 20.15 Uhr zeigt.

Als man ihr die Rolle anbot, habe sie das lustig gefunden, sagt Harfouch. «Zu diesem Zeitpunkt in meinem Alter war das eine Überraschung.» Harfouch ist 68. Sie gehört zu den bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands, war gerade in der liebenswerten Verfilmung von Mariana Lekys Bestseller «Was man von hier aus sehen kann» im Kino zu sehen. Das Angebot habe sie interessiert. «Und ich habe gesagt: Wenn ihr mir das begründen könnt, weshalb diese Frau da plötzlich auftaucht, dann guck ich mir das gerne an.»

Rechte Tendenzen an der Polizeiakademie

Das ist gelungen. Susanne Bonard, 62, einstige LKA-Größe, lehrt seit zwölf Jahren an der Polizeiakademie. Sie hält Vorträge, gilt als Koryphäe («Die heilige Susanne»), deren Standardwerk jeder kennt. Bonard ist glücklich verheiratet, bewohnt mit Mann, Sohn und Hund eine schöne Villa im Grünen. Ein gutes Leben.

Dann entdeckt sie rechte Tendenzen an der Polizeiakademie, in die auch der Sohn des Direktors involviert ist. Bonard will damit öffentlich umgehen, doch ihr Chef blockt ab – und bietet ihr den Vorruhestand an. In der gleichen Zeit erhält Bonard einen verzweifelten Anruf ihrer ehemaligen Schülerin Rebecca Kästner. Bonard schätzt die Lage falsch ein – und legt auf. Am nächsten Tag wird die Schutzpolizistin tot in ihrem Haus gefunden.

Alles deutet auf Suizid hin. Als Karow den vierjährigen Sohn verängstigt im Garten findet, glaubt er jedoch nicht daran. Auch Bonard ist sich sicher: Das war Mord. Sie taucht bei Karow im Büro auf und eröffnet ihm, dass sie bei diesem Fall dabei sein wird. «Danach bin ich wieder weg.» Karow ist überrumpelt – begeistert scheint er nicht. «Wann haben Sie das letzte Mal ne Waffe in der Hand gehabt?» Eine berechtigte Frage, wie sich später zeigt. Da fällt der neuen Kollegin die Pistole erst mal aus der Hand.

Karow verdächtigt den Ehemann. Doch dann findet das neue Team heraus: Die Schutzpolizistin hatte gegen Kollegen ausgesagt, die einen Jungen wegen seiner Hautfarbe festgehalten hatten. Ein klarer Fall von Racial Profiling. Dass es dann um weit mehr geht als ein paar rechtsextreme Polizisten, wird Karow und Bonard erst nach und nach klar.

Raum für Entwicklungen

Der neue «Tatort» ist aus mehreren Gründen sehenswert. Die Geschichte ist spannend erzählt – und mit Blick auf erschreckende Fälle von Rechtsextremismus und Rassismus im Umfeld der Polizei auch nicht allzuweit hergeholt. In seinen Dimensionen geht das Fiktive jedoch weit über das Bekannte hinaus.

Corinna Harfouchs Einstieg als Susanne Bonard überzeugt. Ihre Figur, aber auch die ihres Ehemannes, Richter Kaya Kaymaz, und von Sohn Tom, der mit 25 noch zu Hause wohnt und für sein Studium tote Tiere im Küchenkühlschrank lagert, bieten viel Raum für Entwicklungen.

Ihr sei es bei der Rolle darauf angekommen, dass für Susanne Bonard die Arbeit im Fokus stehe, «und sie nicht in irgendwelchen Privatkonflikten untergeht», sagt Harfouch. «Ich möchte nicht so viel nebenbei erzählen. Ich finde es auch schön, dass sie ein harmonisches Zuhause hat, wo man sich auf Augenhöhe miteinander auseinandersetzt, wo man Humor hat und das Leben genießt.»

Auch das Kostüm sei ihr wichtig. «Ich wollte gerne, dass sie eine Frau ist, die sich unheimlich gerne auch als Frau anzieht, so wie ich das in meiner altmodischen Art verstehe. Dazu hatte ich einfach Lust.» Dass das im neuen Job problematisch sein kann, stellt Bonard schnell fest. So sieht man sie in Absatzschuhen observieren, die verdächtig laut klacken.

Verzichten könnte sie allerdings auf Szenen, in denen sie rennen muss. «Ich kann nicht mehr so richtig rennen, das geht einfach nicht, da tun mir meine Hüften zu sehr weh», sagt Harfouch. Das solle besser der Kollege übernehmen.

Von Silke Sullivan, dpa