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Louis Klamroths solide Premiere bei «Hart aber fair»

Louis Klamroth ist der neue Moderator der ARD-Polit-Sendung «Hart aber fair». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Carsten Koall/dpa)
Knapp 750 Ausgaben der Talkshow «Hart aber fair» hat Frank Plasberg moderiert. Louis Klamroth fing jetzt mit seiner Nummer 1 an und setzte eigene Akzente. War es ein gelungener Einstand?

Der erste Auftritt von Louis Klamroth als neuer Moderator der ARD-Talkshow «Hart aber Fair» ist kein Quotenhit gewesen. 2,42 Millionen Zuschauer (9,0 Prozent) schalteten am Montagabend ab 21.00 Uhr Klamroths Einstand im Ersten ein. Das entspricht in etwa der Durchschnittsquote der Polit-Talkshow im Jahr 2022.

Oft haben erste und letzte Auftritte von Talk-Moderatoren eine Magnetwirkung. So hatten Mitte November 3,59 Millionen (13,7 Prozent) die letzte Ausgabe von Klamroths Nachfolger Frank Plasberg gesehen.

Der 33-jährige Newcomer Klamroth nahm sich bei der Livesendung zum Thema «Ein Land wird ärmer – wer zahlt die Krisenrechnung 2023?» unverkennbar seinen Vorgänger Frank Plasberg zum Vorbild. Klamroth setzte aber auch eigene Akzente. Statt einer Stimme aus dem Off stellte der Moderator selbst die Kern-Standpunkte seiner Runde vor. Als er seinen Gast Monika Schnitzer ansprach, redete Klamroth die Professorin gendernd als «Wirtschaftsweisin» an.

Die Alltagssorgen des Familienvaters

Trotz der Anwesenheit von Politprominenz wie SPD-Chef Lars Klingbeil und CDU-Politiker Jens Spahn holte der Moderator vor allem den Familienvater Engin Kelik mit seinen Alltagssorgen eines Normalbürgers immer wieder prominent in die Runde. Das trug Klamroth bei Twitter Zuschauerlob ein. Dem Metallarbeiter Kelik macht seit einigen Monaten die Inflation schwer zu schaffen: «Weihnachten war absolut abgespeckt. Das heißt: Geschenke kamen insofern nicht infrage. Wir haben uns einfach Kleinigkeiten geschenkt. Im 10- bis 15-Euro-Rahmen.» Er kaufe im Lebensmittelladen keine Markenprodukte mehr ein und blicke mit Sorge in die Zukunft. Die Prognose der Expertin Schnitzer, die Inflation werde erst im Lauf von zwei Jahren zurückgehen, stimmte ihn noch deprimierter.

Einige Nutzer von sozialen Medien stellten heraus, dass Klamroth zugewandter und aufmerksamer zu den Gästen sei als Plasberg, der die Sendung vor ihm seit 2001 mehr als 20 Jahre moderiert hatte. Gesprächsstoff im Netz lieferte Klamroths misslungene Rechnung, dass die im Dezember gemessenen 20,7 Prozent Inflation bei Lebensmitteln «fast doppelt so viel» seien wie die 8,6 Prozent der allgemeinen Inflation.

Gelegentlich war dem neuen Gastgeber in schwarzem T-Shirt, schwarzem Sakko und Blue Jeans Lampenfieber anzumerken. Er agierte in den Überleitungen aber routiniert und sprach Klingbeil in bester, frecher Plasberg-Manier auf schlechte Umfragewerte in Sachen Gerechtigkeit an: «Denken Sie sich da manchmal: „Ach Scheiße, wir machen doch schon so viel, aber irgendwie scheint es nicht anzukommen“?»

Miosga gratulierte zur «gelungenen Premiere»

Klamroth ließ die Gäste zumeist in Ruhe ausreden, grätschte dann aber gegen Ende der Sendung doch vehement dazwischen: «Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, erlauben Sie: Ich stelle mich einmal dazwischen.» Versöhnlich fragte der Gastgeber dann zum Ende mit Blick auf eine mögliche Abschaffung der Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel jeden Gast nach seinem besten Gericht mit Hülsenfrüchten. Zum Schluss der WDR-Talkshow im Ersten wirkte er sichtlich erleichtert und verabschiedete sich Faust an Faust von der Runde. «Tagesthemen»-Moderatorin Caren Miosga gratulierte ihm bei der Schalte ins Nachrichtenstudio zu einer «gelungenen Premiere».

Im Dezember hatte es großen Wirbel gegeben, weil bekannt wurde, dass Klamroth und die Klimaaktivistin Luisa Neubauer ein Paar sind. In den sozialen Medien spielte dieser Aspekt aber nur eine untergeordnete Rolle.